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Tunesien 2005

Eigentlich wollten wir unseren 3-wöchigen Urlaub in Namibia verbringen; einen Geländewagen mieten und das Land erkunden, schliesslich hat es da Dünen und wilde Tiere. Mario lud uns zu sich nach Hause ein, wir schauten seine Fotos von Namibia an und steckten unsere Nasen in seinen Reiseführer. Wir waren begeistert, es war damals März 2005 und unser nächstes Ferienziel war beschlossen. So tranken wir noch ein Bierchen und noch ein Bierchen und so weiter. Wir unterhielten uns über die Geländewagen für Namibia und schweiften ab auf einen Trabi. Ist der wohl auch geländegängig? Noch ein Bierchen und alle unsere Pläne schwammen davon. Da haben wir uns gerade entschlossen, mit dem Trabi nach Tunesien in die Sahara zu fahren. Gleich surften wir im Internet und wurden bei ebay auch fündig. Für 400.-- Euro haben wir einen Trabi ersteigert, Risiko inbegriffen. Hoffentlich ist er auch fahrfähig und in einem nicht zu schlechten Zustand, schliesslich ist er schon 28 Jahre alt. Am 9. April 2005 konnten Köbi und ich ihn in Lössnitz, an der tschechischen Grenze abholen. Wie bringen wir den Trabi "legal" in die Schweiz? Wir fuhren am Abend vorher mit einem übergrossen gemieteten Anhänger los. Am Zoll in Bargen mussten die Beamten den Weg freimachen, weil der Anhänger nicht durchpasste. Zu allem wurde Köbi noch erkannt, weil er vor ein paar Wochen seinen Pass am Zoll liegen gelassen hatte. Uns war klar, durch diesen Zoll können wir den Trabi nicht in die Schweiz schmuggeln. In Lössnitz angekommen begutachteten wir unseren Trabi, sieht gar nicht so schlecht aus. Frisch geputzt strahlte er uns in der Garage an. Als wir den Trabi auf den Anhänger aufgeladen hatten, kamen immer mehr Leute aus "seiner" alten Familie und schauten zu. Es ist unbegreiflich, wieso kaufen Schweizer einen alten DDR-Trabi? Die Wahrheit konnten wir dieser Familie unmöglich erzählen, da sie schweren Herzens Abschied nehmen musste. So fuhren wir wieder zurück Richtung Schweizer Grenze. Mario war auch schon unterwegs und rief uns an, dass in Laufenburg der Zoll geschlossen sei. So mussten wir nach Rheinfelden fahren. Nachts um 01.00 Uhr trafen wir Mario vor der Grenze, er versicherte uns, dass niemand am Zoll sei und wir freie Fahrt hätten. Er fuhr zuerst durch, nach ein paar Minuten fuhren wir durch. Plötzlich sah ich jemanden im Zollhäuschen sitzen, das Herz schlug Köbi und mir bis zum Hals. Na klar, Mario sieht nicht gut und hat den Zöllner übersehen. Langsam näherten wir uns dem Häuschen, der Zöllner bewegte sich nicht und sass vornüber gebeugt und las irgendwas. Huch… wir sagten uns alles oder nichts. So fuhren wir am Zollhäuschen vorbei. Der Zöllner merkte nicht, dass hinter ihm ein grosser Ford Maverick mit geladenem Trabi auf einem langen Anhänger durchfuhr. Endlich auf Schweizer Boden hatten wir richtig weiche Knie. In diesem Moment wussten wir, dass unser Abenteuer mit dem Trabi soeben begonnen hatte. Der Trabi war jetzt eine lange Zeit in unserer Garage, ab und zu wagten wir eine kleine Ausfahrt mit ihm. Aber jedes Mal mussten wir ihn anschieben, ob das wohl gut kommt? Oder hatten wir doch nur Schrott gekauft? Einlösen konnten wir ihn in der Schweiz nicht, so löste ihn Mario auf sich in Suhl ein. Wir schrieben einen gefälschten Vertrag, so als hätten wir den Trabi bei der Firma „Mario Trabat Safari GmbH“ gemietet, einfach mal für den Notfall. Wir wussten, dass wir noch Einiges an unserem Trabi machen müssten, dass er wirklich afrikatauglich ist. Aber die Zeit vergeht so schnell, so verpassten wir ihm nur neue Reifen und besprayten ihn ein wenig. Kauften aber einige Ersatzteile und ein Trabi-Buch "Wie helfe ich mir selbst" im Internet, man weiss ja nie. So näherte sich unser Abfahrtsdatum, der 01.10.2005.

 

30.09.2005

Beim Packen bemerkten wir, dass der Trabi doch noch ziemlich geräumig ist, denn es hat wirklich alles Platz was wir mitnehmen wollten. So starteten wir am Mittag des 30.09.2005. Wir räumten viel Zeit ein Richtung Genua ein, falls der Trabi nicht mitmacht, hätte uns Mario noch nach Genua abschleppen können. In Luzern staunten wir schon, dass er soweit gefahren war. Die Autos, die uns überholten fuhren jedes Mal fast in uns rein. Die Leute drehten sogar die Köpfe nach uns um und lachten. Die Steigung vor dem Gotthard Tunnel trauten wir unserem Trabi (oder den anderen Autobahnbenutzern) nicht zu. So fuhren wir Nebenstrassen bis nach Göschenen und liessen ihn ein wenig abkühlen. Da wagten wir uns durch den Gotthard Tunnel. Alles kein Problem. In Coldrerio liessen wir den Trabi nochmals ein wenig ausruhen. Der Zoll in Chiasso lag uns auf dem Magen, da wir ja Schweizer Pässe hatten und die Kontrollschilder am Trabi aus Deutschland waren. Doch die Zöllner lachten nur, als sie den Trabi sahen und wir kamen ohne Probleme durch. Wir fuhren dann Richtung Genua. Auf einer Raststätte in Italien gaben wir dem Trabi nochmals eine Verschnaufpause, danach wollte er nicht mehr anspringen, wir fragten uns was den jetzt los ist mit ihm und warteten noch ein paar Minuten. Danach lief der Motor wieder und wir fuhren weiter. Da alles so gut gelaufen ist, waren wir natürlich viel zu früh dran. So fuhren wir nach Savona und konnten bei einem Campingplatz am Strand direkt am Meer übernachten. Wir hatten schon richtige Ferienstimmung. Dass wir überhaupt schon so weit mit dem Trabi gekommen sind. Der Trabi ist jetzt schon am Meer.

 

01.10.2005

Am Morgen standen wir früh auf und hatten direkt das Meer vor uns. Auch der Trabi war noch da. Die Leute vom Campingplatz bestaunten unseren Trabi mit Bemerkungen wir „Bella Macchina“. So nahmen wir nach dem Frühstück ein Bad im Meer. Das Meer war total warm, hatte aber zwischendurch eiskalte Strömungen. Nach einer heissen Dusche packten wir alles wieder ein und fuhren Richtung Genua zum Hafen. Der Hafen wurde gerade umgebaut. Vor uns fuhren Autos in den Hafen mit der Aufschrift „Rally Erg Oriental“. Als wir zum Tickethäuschen kamen wurden wir gefragt, ob wir auch zur Rally gehören. Natürlich sagten wir ja. Aber dieser Mann glaubte uns nicht ganz, so gaben wir zu, dass wir nicht zur Rally gehörten. Natürlich mussten wir mit unserem kleinen Trabi bei den Tunesiern anstehen, die mit ihren normalen PWs nach Tunesien gehen. So standen wir in der Reihe der kleineren Autos. Die Reihe mit den Jeeps war nicht weit weg, so mussten wir natürlich diese Autos anschauen. Per Zufall trafen wir einige Leute, die wir letztes Jahr schon in Tunesien getroffen haben. Alle bestaunten den Trabi und lachten. Ein ostdeutsches Pärchen konnte es nicht glauben, was sie da vor sich sahen: Schweizer die mit einem Trabi nach Tunesien fahren. Auf der Fähre wurden wir nur die „Trabi-Schweizer“ genannt. Wir bekamen überraschend viele Abschleppangebote. Am Abend konnte man wieder auf Deck 6 die Einreisepapiere vorbereiten für den Zoll in Tunis. Natürlich gab es wieder Probleme, einen Trabant kennen diese Zöllner nicht. Deutsche Fahrzeugpapiere und Schweizer Pässe, schon wechselten die Zöllner komische Blicke. Sie wollten einfach mehr Dokumente sehen. So zeigten wir Versicherungskarten etc. Nur unseren fingierten Mietvertrag, den wir mit Mario abgeschlossen hatten, sparten wir für den wirklichen Notall auf. Nachdem jetzt mehrere Köpfe unsere Papiere durchsuchten und keiner mehr draus kam, bekamen wir doch unseren Stempel für die Einreise. Uns ist natürlich wieder mal ein riesiger Stein vom Herzen gefallen.

 

02.10.2005

Nach dem Frühstück trafen wir wieder das deutsche Pärchen Günter und Moni mit Ronny und machten zum Zeitvertrieb Kartenspiele. Endlich kam die Fähre in Tunis an. Unser Trabi stand im ersten Stock auf der Fähre, so mussten wir warten bis alle Auto unter uns rausgefahren waren. Nach einiger Zeit waren wir dann dran. Am Zoll wurden wir dann wieder bei den Einheimischen einsortiert. Für uns war klar, dass wir viel Geduld haben müssen. Von den Wüstenfahrzeugen war fast keines mehr da, alle hatten die Zollformalitäten schon abgewickelt und sind nun auf afrikanischem Boden. Die Autos vor uns wurden total auseinander genommen und nichts geht vorwärts. Nach langer Zeit kam der genau gleiche tunesische Mann zu uns wie letztes Jahr, wir nannten in „das graue Männchen“, weil er einen grauen Overal trug. Er fragte uns nach Elektrogeräten und Schuhen. Leider hatten wir nichts zu verschenken. Denn unsere 2 Paar Schuhe brauchten wir selber. Er half uns aber trotzdem. Wir mussten zuerst das Zollhäuschen wechseln. Nun sind wir da einsortiert, wo alle anderen Wüstenfahrer vor uns schon waren. Der Zöllner schaute uns ganz komisch an und fragte, woher wir denn so spät noch kämen. Na von der Fähre, woher denn sonst. Wir erwarteten schon Ärger. Aber plötzlich ging alles sehr schnell, wir bekamen die restlichen Stempel und Papiere und konnten durchfahren. Da hielt uns das graue Männchen wieder auf und wollte natürlich was von uns. Er wollte 30 Euro. Das war aber eindeutig zuviel, wir sagten ihm, dass wir ihm letztes Jahr 5 Euro bezahlt hätten. So einigten wir uns auf 10 Euro. Nun mussten wir nur noch einem Posten alle Papiere zeigen, wir wussten, dass wir alle Papiere und Stempel haben und dass es keine Probleme mehr geben werde. Doch wir täuschten uns, zwar waren die Papiere in Ordnung, aber dafür streikte der Trabi, er sprang nicht mehr an. So probierte uns ein Pick-up von hinten zu stossen. Das klappte aber nicht ganz, unser Rücklicht zersplitterte. Ich stieg dann aus und fing an zu stossen. Plötzlich schrie ein Zöllner, aha wir mussten nochmals alle Papiere zeigen. Wir waren fast zu schnell mit Stossen unterwegs. Danach stosste ich den Trabi weiter zum grossen Tor, wo wir das Zollgelände verliessen. Als wir den Trabi durch das grosse Tor stossten, jubelten und klatschten uns Einheimische zu, die dort auf ihre Angehörigen warteten. Wir waren völlig überrascht, und suchten den roten Teppich. So einen Empfang kann man sich nur wünschen. Nach einer Pause sprang der Trabi wieder an und wir fuhren Richtung Nabeul. Unterwegs stotterte er plötzlich auf der Autobahn, wir konnten gerade noch eine Ausfahrt nehmen und nichts ging mehr. Wir merkten dann, dass wir den Benzinhahn auf Reserve umstellen mussten, und schon lief er wieder. In Nabeul suchten wir lange den Campingplatz. Dort trafen wir auch Moni, Günter und Ronny wieder.

 

03.10.2005

Moni, Günter und Ronny wollten ins Sperrgebiet. Sie fuhren den direkten Weg Richtung Douz. Wir hatten ja Zeit und konnten gemütlich noch durch den Norden von Tunesien fahren. Die Leute winkten uns überall zu am Strassenrand. In Kairouan war gerade Markt, wir kauften da Schuhe und ein Becken zum Brot backen. Inzwischen hatten wir von Einheimischen erfahren, dass Ramadan war. Gut dass wir so viele Esswaren eingepackt hatten. Auf der Weiterfahrt nach Sbeitla fuhren wir an einem Stausee vorbei. Plötzlich merkten wir, dass der Trabi ziemlich laut geworden ist. Köbi schaute unter das Auto und sah, wie der Auspuff wackelte. Wir sagten uns "was soll’s, fahren wir mal weiter, so lange es geht". Nach 3 km war der Auspuff auf einer Seite abgefallen. Ihn ganz wegzunehmen war ziemliche Knochenarbeit. Schon holte sich Köbi die erste Schramme ein von einer rostigen Schraube. So konnten wir schon mal unsere Medikiste gebrauchen. Wir banden den Auspuff mit Kabelbinder auf dem Gepäckträger fest und fuhren weiter. In Sbeitla fanden wir den Campingplatz nicht. So fragten wir einen Polizisten am Strassenrand, dieser gab uns zu verstehen, dass es in Sbeitla keinen Campingplatz mehr gab. Uns kamen erst später die Gedanken auf, dass der Polizist gar nichts wegen unserem Auspuff gesagt hatte. Wahrscheinlich sind solche Sachen normal in Tunesien. Schliesslich fanden wir ein Hotel namens Flarius, das aber geschlossen war. Wir durften aber im Hotelgarten unser Zelt aufstellen. Im Hinterhof hatte es eine Toilette und eine Dusche, wir bevorzugten den Hotelgarten und auf die Dusche verzichteten wir. Als wir am Morgen erwachten und zum Zelt rausschauten, merkten wir, dass unsere Campingstühle weg waren. Komisch, dachten wir, der Haupteingang zum Hotelgarten war ja verschlossen. Schon kam ein Tunesier und sagte uns, dass es in der Nacht regnete, so habe er unsere Stühle ins Trockene gestellt. Er habe auch die ganze Nacht Wache geschoben. Tja, wenn das kein Service war.

 

04.10.2005

Im Verlauf des Morgens fuhren wir weiter nach Kasserine. Per Zufall war gerade Markt, den wir kurz unter die Lupe nahmen. Danach fuhren wir weiter nach Tozeur. Irgendwie waren die Radlager ausgeschlagen, beim Fahren vibrierten die Hände richtig am Steuerrad. Unterwegs assen wir etwas abseits der Strasse unser Mittagessen: Eine Büchse mit Gemüse und Mayonnaise und Brot. Später merkten wir, dass wir den Büchsenöffner nicht mehr hatten. Vermutlich hatten wir diesen auf der Motorhaube liegen gelassen und waren losgefahren. Natürlich fanden wir den Campingplatz wieder nicht und fragten wieder Polizisten danach. Diese gaben uns nett Auskunft und beachteten unseren Auspuff auf dem Gepäckträger überhaupt nicht. Die Polizei war ja ziemlich tolerant in Tunesien. Schlussendlich schenkten uns die Polizeibeamten noch eine Flasche Trinkwasser. Auf der Suche nach unserem Campingplatz hatten wir uns total in einer Palmenplantage verfahren. Der Trabi musste durch Schlamm und tiefe Löcher fahren. Er meisterte aber alles gut. Schlussendlich fanden wir den Campingplatz, der sehr schön gelegen war. Tozeur war sehr touristisch und nicht so sandig.

 

05.10.2005

Wir machten mal eine Bilanz: Ein Duschmittel, den Büchsenöffner und den Auspuff hatten wir verloren und ein Campingstuhl war kaputt. Was machten wir denn falsch? Wir machten einen Ausflug nach Tamerza. Unterwegs trafen wir die Rally Erg Oriental, die sich ab uns amüsierten. Nach Tamerza ging es ziemlich steil den Berg rauf. Der Trabi fuhr nur noch im Schritttempo. Endlich in Tamerza angekommen, war ein grosser Kreisel mit einem Wegweiser, welcher nach Algerien zeigte. Uns packte gleich die Abenteuerlust, natürlich wollten wir die Grenze nach Algerien anschauen. Schon hielten uns 2 Polizisten auf und fragten wo wir hinwollen. Als wir sagten zum Zoll von Algerien, waren sie total entsetzt, und sagten, das sei unmöglich, das gehe nicht. Wir einigten uns dann, dass wir den Grenzposten anschauen durften. So fuhren wir weiter und nach ein paar Minuten kam schon der Zoll nach Algerien. Kaum da, sprangen schon Zollbeamte auf uns zu, schauten den Trabi an und lachten nur. Sie meinten wir sollten umdrehen, da ginge es nicht mehr weiter. Wir bettelten dann um ein Foto, was uns aber auch verwehrt wurde. Wir sahen dann, dass die Strasse gar nicht mehr weiter geht am Zoll. Da war nur noch ein Karawanenweg für Kamele. Wahrscheinlich hätte da schon ein 4WD-Geländewagen seine Mühe gehabt. Wir fuhren dann weiter nach Mides. Da war eine schöne Schlucht und ein Wasserfall, wir waren total stolz auf unser Entdeckung. Ein paar Minuten später kamen etliche Geländewagen mit Touristen daher gefahren. Wir merkten dann, dass wir wohl doch nicht die grossen Entdecker waren. Auf dem Retourweg versuchten wir mit dem Trabi etwas abseits der Strasse zu fahren. Mit genügend Schwung und Vollgas geht das gar nicht so schlecht. Die kleine Piste ging über Stock und Stein. Da dies gut klappte, mussten natürlich wir eine Sandpiste ausprobieren. Es ging leicht aufwärts. Mit viel Schwung schafften wir die kleine Steigung in der Sandpiste. Der Trabi gab danach Geräusche von sich, als wäre er ein Rallyauto, so richtig schön. Wir merkten dann, dass schon wieder ein Teil vom Auspuff runterhing. Am Strassenrand bockten wir den Trabi mal auf. Köbi band das Auspuffteil mit einem Seil an. Sogleich kam eine Touristengruppe und hielt an. Die Leute stiegen aus und fotografierten den Trabi, alle waren voll begeistert: Ein Trabi in Tunesien.

 

06.10.2005

Heute war Packen angesagt. Wir hatten uns in Tozeur auf dem Campingplatz so richtig ausgebreitet und hatten grosse Mühe, alles wieder in den Trabi zu packen. Irgendwie wurde es immer mehr Gepäck, oder das Gepäck wurde grösser. Wir fuhren über den Salzsee, die Fahrt war sehr abwechslungsreich, so sahen wir sogar eine Fatamorgana in den endlosen Weiten. In Kebili war riesiger Betrieb auf der Strasse, weil der Markttag in Douz zu Ende ging. Uns kam ein Peugeot-Pick-Up entgegen, vollbeladen mit Eseln. Natürlich schauten wir nicht mehr auf die Strasse, sondern waren voll beeindruckt, was man alles beladen und tranporieren kann. So übersahen wir eine Bodenschwelle mitten auf der Strasse. Der Trabi hob ab, und landete ziemlich unsanft wieder auf der Strasse. Es gab einen lauten Knall, so dass wir dachten, dass die Hinterachse gebrochen sei. Zu unserem Erstaunen rollte er immer noch brav weiter. Es war auch noch alles dran, nur die Bremsen zogen nach links. Eigentlich zogen sie nicht mehr so richtig. Bei jeder Poliziekontrolle mussten wir früh bremsen und das Steuerrad nach rechts ziehen. So hatten wir die Hoffnung, wenigstens ziemlich gerade vor den Polizisten zum Stillstand zu kommen. Kaum waren wir in Douz auf dem Campingplatz angekommen, konnten wir es kaum erwarten den Trabi in den Dünen auszuprobieren. Wir merkten, dass der Trabi gar nicht so schlecht fährt in den Dünen. Mit Vollgas und viel Schwung überquerten wir einige kleine Dünen ohne Probleme. In der Ferne sahen wir auf einer Düne einen Toyota Land Cruiser und eine Touristengruppe. Sind die am Schieben und Schaufeln? Das mussten wir uns ansehen. So fuhren wir mit dem Trabi auf diese Düne zu und mit Schwung schafften wir es auf die Düne, wo die anderen standen. Wir hupten, stiegen aus und fragten die Leute, ob sie Hilfe brauchten. Natürlich ging ein riesiges Gelächter los. Unser kleine Trabi schaffte es auf die Düne und der Toyota nicht. Von den Touristen war niemand mehr interessiert den Toyota auszuschaufeln, sie strömten mit den Fotoapparaten auf uns zu. Nachdem wir mithalfen beim Ausschaufeln des Toyotas, setzten wir unsere Fahrt fort. Zu unserem Erstaunen fuhr der Trabi wieder ohne Probleme die Düne runter. Am Abend waren wir im Städtchen Douz unterwegs und kauften für Köbi ein paar Beduinenhosen. Bevor es zum wirklichen Kauf der Hosen kam, mussten wir einige tunesiche Tees mit dem Verkäufer trinken. Plötzlich hörten wir Donner grollen. Ups, ein Gewitter in Douz, und unser Zelt steht ohne Ueberzelt auf dem Campingplatz. Schnellstens gingen wir zum Campingplatz zurück, aber im Zelt war schon alles ziemlich nass.

 

07.10.2005

Heute war ein wohlverdienter Hängetag angesagt. Wir erholten uns im Hotel El Mouradi, wo wir für 10 Dinar Eintritt im Pool baden durften. Wir hatten die ganze Hotelanlage für uns allein. Wir genossen es im Liegestuhl an der Sonne zu liegen, einen kühlen Drink in der Hand und die Seele baumeln zu lassen. Am Abend zog es uns mit dem Trabi nochmals zu den Dünen raus. Der Sand sah nach dem Regen ganz anders aus, auch zum Fahren war der Sand ganz anders geworden. Heute war für Köbi ein besonderer Tag. Er schaffte es zum ersten Mal auf dieser Reise mit dem Duschmittel von der Dusche retour zukommen. Das heisst, wir können zum ersten Mal ein Duschmittel länger als einen Tag gebrauchen.

 

08.10.2005

Köbi wollte sich mal den Trabi genauer ansehen. So montierte er als erstes mal die Kotschutzlatten weg, die bremsen nur im Sand. Es war gar nicht so einfach, denn jede Schraube, wo er aufschrauben wollte, brach ab, weil sie so verrostet waren. So rissen wir zusammen mit aller Kraft an den Kotschutzlatten, bis sie abgefallen waren. Wir entschieden uns, den vorderen Spoiler auch abzumontieren, da dieser auch im Sand bremste. Danach schraubte Köbi mal ein Vorderrad ab, vielleicht könnte er ja die Bremsen reparieren. Aber da sah alles so verrostet aus, dass wir Angst hatten, das da auch die Schrauben abbrechen könnten, so montierte Köbi das Rad wieder an. Wir sagten uns wer bremst hat Angst. Schliesslich bremsen die Einheimischen mit den Mofas auch mit den Füssen. Den restlichen Zustand des Trabis schauten wir uns nicht näher an. Es war besser, nicht jeden Schaden zu sehen. Wenn wir den Trabi mit den Autos in Tunesien verglichen, war er ja wirklich in einem Topzustand. Am Nachmittag fuhren wir zum kleinen Salzsee. Es hatte da auch wieder riesige Weiten, die uns faszinierten.

 

09.10.2005

Am Morgen war wieder ein wenig Rumhängen angesagt. Mal Kleider waschen und Zelt aufräumen, so dass wir unsere Sachen wieder fanden. Am Nachmittag fuhren wir nach Nouil, von da nach Blidet und von da aus wollten wir über eine Piste nach El Faouar. Es war gar nicht so einfach, mit dem GPS den Einstieg zu dieser Piste zu finden. Es hatte so viele Pisten. Aber wir entschieden uns für die Richtige. Die Piste war gut zu befahren. Plötzlich mitten im Nichts tauchten riesige Felsen auf. Als wir die Felsen anfassten, merkten wir dass alles wir gepresster Sand war und sofort abbröckelten. Es war ziemlich faszinierend, wie solch grosse Felsen in diesen riesigen Weiten entstehen. Am Abend bekamen wir von Mario und Rene ein SMS, dass sie die Fähre soeben verlassen haben und Richtung Douz unterwegs waren. In Hammamet hatten sie schon die ersten Probleme mit dem Trabi, er machte komische Geräusche und hatte keine Leistung. Ist das nicht normal beim Trabi? Sie konnten dann in einer Garage an der Zylinderkopfdichtung die gelockerten Schrauben nachziehen und alles funktionierte wieder. Bei den nächtlichen Polizeikontrollen konnten sie meistens gar nicht anhalten, weil auch ihre Bremsen versagten. Aber die Polizei konnte ihnen nicht folgen, weil diese gar kein Fahrzeug besassen. Schlussendlich schafften sie es bis nach Douz. Nachts um 02.00 Uhr waren sie angekommen. Natürlich tranken wir zuerst ein paar Bierchen zur Begrüssung.


10.10.2005

Am Morgen als wir aufstanden, sahen wir was wir in der Nacht angestellt hatten. Ueberall um unsere Zelte lagen Bierdosen verstreut herum. So hiess es zuerst mal aufräumen und wieder eine gute Gattung machen. Später fuhren wir mit Mario und Rene zu den Dünen raus. Zu viert konnten wir auch mehr riskieren und fuhren ziemlich weit in die Dünen raus. So schauten wir mal was der Trabi hergab und knüttelten in voll durch, bis wir auf einer Düne mitten im Sand stecken blieben. Eigentlich haben wir ja Glück mit unseren Trabis, denn die kann man noch aus dem Sand schieben im Gegensatz zu einem grossen Geländewagen. Später zeigten wir Mario und Rene die grossen Sandfelsen zwischen Blidet und El Faouar, auch sie waren total begeistert. Wir probierten die Trabis so richtig aus und schleuderten im Sand. Die Trabis sind wirklich stabil gebaut. Am Abend zogen uns die Dünen einfach magisch an. Also mussten wir noch ein wenig im grossen Sandkasten spielen. Bei dem wunderschönen Sonnenuntergang waren noch viele andere auch in den Dünen unterwegs. Kleine Touristengruppen machten einen Kamelritt. Ein Eselsgespann galopierte auf uns zu. Der einheimische Eseltreiber mit 2 russischen Touristen im Schlepptau war völlig fasziniert von unserem Trabi. Er hielt an und wollte unbedingt Trabi fahren. So stieg er ein und startete den Trabi, obwohl der Motor schon lief. Es schwebte ein schreckliches Motorengeräusch durch die Dünen. Dann wollte er eine Runde fahren, was ihm aber nicht gelang. Er gab viel zu viel gas, drehte den Motor übermässig hoch und brachte den Trabi nicht in Bewegung. Köbi griff mal ins Auto und drehte den Schlüssel ab, bevor unser kleine Trabi noch überdreht in die Luft flog. Wahrscheinlich war er noch nie mit einem Auto gefahren. Er hatte aber eine riesige Freude im Gesicht. Köbi durfte dafür eine Runde mit dem Eselswagen fahren.

 

11.10.2005

Inzwischen sind Moni und Günter mit ihrem Toyota auch in Douz eingetroffen. Wir beschlossen mit ihnen und mit unseren Trabis zu den Sandrosen zu fahren. Bis nach El Faouar war alles noch kein Problem. Für Moni und Günter war alles ein wenig langsam, den mit den Trabis konnten wir ja kaum 80 km/h fahren. Die nächste Teilstrecke führte uns durch einen Palmenhain, es war fester Sand. Das schafften die Trabis auch gut. Danach wurde die Strecke immer sandiger. Wir merkten, dass den Trabis ein paar Centimeter Bodenfreiheit fehlten. Aber mit Vollgas meisterten wir viele Unebenheiten im Sand. Es war einfach in den Spuren von anderen Autos zu fahren, der Trabi konnte gar nicht zur Spur raus fahren und um die Kurven kamen wir uns vor, als wären wir am Bobfahren. Die Motoren der armen Trabis heulten richtig auf im Sand. Der Sand wurde immer tiefer und wir sandeten uns zum erstem Mal ein. Günter konnte uns mit seinem Toyota ohne Probleme rausziehen. Dies musste er ein paar Mal machen, denn wir sandeten uns alle paar Meter ein. Wir merkten, dass das Gaspedal immer mehr hängen blieb, so dass der Trabi von selbst Vollgas gab. Uns blieb nichts andere übrig, als zu fahren, bis wir im Sand stecken blieben. So setzten wir unsere Fahrt immer wieder fort. Zwischendurch wurde der Trabi richtig von Sandwolken überweht, der Motor wurde richtig leise. Der Motor wurde immer schwacher. Ich sass am Steuer und Köbi musste den Trabi anstossen bis er von selbst fuhr, danach sprang er wie ein Stuntman in den Trabi, und weiter ging die Fahrt. Wir versandeten immer mehr, die Nummernschilder von den Trabis waren schon ganz verbogen. Die Leistung von unserem Trabi nahm immer mehr ab. Rene und Mario waren schon einige Dünen weiter als wir. Da gab unser Trabi den Geist auf. Wir wollten Mario und Rene anfunken mit dem Funkgerät, doch wir fanden unser Gerät nicht mehr. Mario nahm einen langen Fussmarsch auf sich und lief zu uns zurück. Als er bei uns war, sagte er, dass er uns auch anfunken wollte, da hörte er seine eigene Stimme auch dem Rücksitz. Tja, so nützt ein Funkgerät wohl nicht so viel. Köbi räumte mal den Kofferraum aus und fand im Durcheinander den WD40-Spray. Mit diesem wollte er das Seil vom Gaspedal schmieren. Als er auf den Spray drückte, schaute die Düse leider nicht in die Richtung vom Gaspedalseil, sondern auf die Hosen von Günter. Dieser musste lachen und stützte sich leicht auf der Stossstange von unserem Trabi ab. Das war zuviel für den Trabi, die Stossstange brach auf einer Seite ab. Die Stossstange auf der anderen Seite abzubrechen war schon anstrengender. Wir schafften es aber und banden sie zum Auspuff auf den Gepäckträger. Nachdem wir in unserem Trabibuch "Wie helfe ich mir selbst" nach Lösungen suchten, hatte Mario eine gute Idee, wie wir den Trabi wieder starten könnten. Wir sollten Benzin in die Kerzen spritzen. Leichter gesagt als getan. Uns kam dann die Idee. Wir nahmen aus unserer Medizinkiste eine leere Spritze und zogen diese im Tank mit Benzin voll und spritzten so das Benzin in Kerzen. Bevor wir den Motor starteten bekamen wir doch ein wenig Angst, falls der Trabi in Flammen aufgehen würde. So wollten wir mal zur Sicherheit den Feuerlöscher zur Hand nehmen. Doch diesen habe ich im Zelt gelassen, dass der Trabi ein bisschen leichter wurde. Nur Mut, wir starteten den Trabi trotzdem und er sprang an. Die Fahrt geht weiter, aber leider nur etwa 20 Meter, da hatte der Trabi die Schnauze wieder voll. Beim Trabi von Mario und Rene lief auch Benzin aus. Als wir Benzin vom Kanister einfüllen wollten, merkten wir, dass dieser auch auf dem Zeltplatz geblieben war, aus Gewichtsgründen. Wir mussten die Hoffnung aufgeben, die Sandrosen zu erreichen. Wir schafften es nicht mal zur Wasserquelle. Uns blieb nichts anderes übrig, als uns von Günter und Moni abschleppen zu lassen und wieder zurück auf den Campingplatz zu fahren. Mario und Rene fuhren voraus, wir verloren sie dann ziemlich schnell aus den Augen. Das Abschleppen war auch nicht so einfach im Sand. Köbi und mich schüttelte es immer wieder kräftig durch im Trabi. Bei jeder kleinen Düne hatten wir alle Muskeln angespannt und warteten auf den grossen Ruck. Bis auf einmal, als wir so richtig mit gespannten Muskeln dasassen und einfach nichts passierte. Das Seil hatte sich gelöst und Günter fuhr ohne uns weiter und liess uns im Sand zurück. Nachdem wir das Seil wieder angemacht hatten, fuhren wir weiter. Das Abschleppseil wurde so sehr strapaziert bis es riss. Der Karabiner flog in voller Geschwindigkeit gegen Günters Toyota, was natürlich eine Delle gab. Nachdem wir ein anderes Abschleppseil nahmen, funktionierte alles sehr gut bis nach Douz. Unterwegs trafen wir Mario und Rene wieder. Sie hatten eine gute Spur gefunden und konnten nicht mehr anhalten bis sie wieder steckenblieben. Später wurden sie von einem spanischen Rallyfahrer überholt. Dieser Fahrer konnte es wohl nicht fassen, dass in der Wüste ein Trabi unterwegs war. So war dieser kurz nicht konzentriert und versenkte seinen Jeep in einer Düne. Rene und Mario fuhren unbeirrt weiter, bis sie selber eine Düne übersahen. Ihr Trabi hob ab und landete ein paar Meter weiter im Sand. Dieser harten Landung hielt der Gepäckträger nicht Stand und flog auch in den Sand. Schlussendlich trafen wir uns alle wieder in Douz. Da konnten wir nur sehr langsam fahren, weil gerade Markt war. Schon kam ein Mopedfahrer auf uns zugefahren, zeigte seine Freude am Trabi, winkte, schaute zum Fenster herein und sagte "Bonjour". Von der anderen Seite kam auch ein Mopedfahrer auf uns zu, winkte und wollte auch zum Fenster hereinschauen. Da wurde es ziemlich eng und die beiden Mopedfahrer fuhren ineinander und kamen fast zu Fall. Leider konnten wir nicht anhalten, wir waren ja immer noch am Abschleppseil. Doch die Leute rundherum lachten sich krumm, wir natürlich auch. Als wir im Campingplatz ankamen, waren alle Leute neugierig und standen um den ledierten Trabi herum.

 

12.10.2005

Nach dem ausgedehnten Frühstück fing Köbi an, den Trabi auseinander zu schrauben. Es lagen immer mehr Teile um den Trabi herum und immer weniger waren im Motor drin. Mario und Rene erholten sich im Pool vom Hotel El Mouradi. Ich fuhr mit Günter und Moni nochmals zu den Sandrosen. Sie hatten keine GPS-Daten und kannten den Weg nicht. Wir kamen ohne Probleme zur Wasserquelle und fuhren weiter zum Sandrosenfeld bei den grossen Dünen. Günter und Moni sammelten viele Sandrosen und wir fuhren wieder zurück. Irgendwie kam es ganz komisch vor. Ich schaffte es nicht einmal im Jahr 2002 mit dem Motorrad zu den Sandrosen. Im Jahr 2004 mit viel Mühe und mit einer Uebernachtung, dieses Jahr schaffte ich es wieder nicht mit dem Trabi. Der Weg ist das Ziel. Aber mit dem Toyota fährt man da hin, sammelt Sandrosen und fährt wieder zurück. Das ganz hat ca. 3 Stunden gedauert. Das war irgendwie zu einfach und das Abenteuer fehlte, kein Schieben, kein Stossen, kein Sandschaufeln. Als ich zurück auf den Campingplatz kam, war Köbi immer noch am Trabi reparieren. Um ihn und um den Trabi herum standen viele Leute. Jeder gab Köbi seine Tipps ab und blätterten in unserem Trabibuch "Wie helfe ich mir selbst". Schlussendlich fing ein Deutscher an, Trabiwitze zu erzählen. Das Ganze war wirklich wie in einem Trabifilm. Niemand glaubte wirklich daran, dass wir mit dem Trabi weiterreisen können. Doch am Abend war der Trabi wieder zusammengesetzt und fahrtauglich. Köbi unternahm eine kleine Testfahrt und blieb ziemlich lange weg, denn der Trabi fuhr mitten in Douz wieder nicht mehr. Ihm kam dann die Idee mit dem Benzin in die Kerzen spritzen, hatte aber keine Spritze dabei. So nahm er den Kanister und schüttete das Benzin einfach über den Motor. Einheimische, die Köbi zuschauten waren völlig entsetzt. Sie wussten nicht, ob sie sich in Sicherheit bringen sollten oder zuschauen und lachen. Das Ganze brachte sein Wunder, der Trabi sprang wieder an und Köbi wollte auf den Campingplatz zurückfahren. Doch der Trabi streikte kurz vor dem Campingplatz und wurde so von Einheimischen auf den Campingplatz geschoben. Der arme Trabi wurde nochmals auseinander genommen. Der Vergaser war gefüllt mit Sand. So wurde alles vom Sand gesäubert und der Trabi schnurrte wieder wie neu. Die Leute auf dem Campingplatz staunten nur noch.

 

13.10.2005

Wir waren früh aufgestanden, denn es war Viehmarkt in Douz. Es war wirklich interessant, was da alles verkauft wird, vom kleinen Kücken bis zum Kamel, alles ist erhältlich. Wir haben gehört, dass in Douz der grösste Viehmarkt von Südtunesien sei. Danach hiess es Zelte abbrechen und alles wieder in den Trabi verfrachten, denn unsere Fahrt ging weiter in Richtung Süden ins Ksar Ghilane. Viele Wüstenfahrer, welche vom Süden her kamen rieten uns ab mit den Trabis da runter zu fahren. Wir würden es nie schaffen, es habe ziemlich viel Sand gegeben. Doch wir waren von unserem Ziel nicht abzuhalten und fuhren los. Kaum hatten wir in Douz vollgetankt und waren losgefahren, stotterte unser Trabi vor sich hin. Wir hielten an und öffneten die Motorhaube. Alle schauten ungläubig in den Motor, doch wir konnten nichts erkennen, was am Motor nicht richtig funktionieren könnte. Wir fuhren weiter und merkten, dass unser Trabi absolut keine Kraft hatte und hielten wieder an. Diesmal schraubten wir mal die Kerzen raus, und siehe da, die hatten einen „Faden“. Das heisst die Kerzen sahen aus, als ob ein Sandkorn eingeklemmt war. Mit einem Sackmesser säuberten wir die Kerzen und weiter ging die Fahrt. Doch wir kamen nur etwa 20 km weiter. Schon wieder Kerzen rausschrauben, säubern, reinschrauben und weiterfahren. Nach ca. 15 km wieder dasselbe. Inzwischen versorgten wir den Kerzenschlüssel gar nicht mehr. Es wurde immer schlimmer und zwar bei beiden Trabis. Wahrscheinlich hatten wir schlechtes Benzin erwischt. Ich fing an mit dem GPS-Gerät die Zeit zu stoppen. Mit Aussteigen, Kerzen säubern und Einsteigen hatte Köbi einen neuen Rekord aufgestellt: 1 Minute und 15 Sekunden. Endlich waren wir an der Abzweigung Richtung Süden. Von da an war alles nur noch Schotterpiste und Sand. Am Anfang lief alles gut, wir kamen zügig voran, das Kerzensäubern eingerechnet. Es hatte nur ein paar kleine Sandpassagen, die hatten die Trabis mit Schwung gut überstanden. Sie wurden zwar kräftig druchgeschüttelt. Bald erreichten wir das Cafe Bir Soltane. Da machten wir einen wohlverdienten Rast. Als wir weiterfahren wollten, merkte ich, dass ich unser Feuerzeug im Cafe liegen gelassen hatte. So sprang ich nochmals aus dem Trabi und ging zurück ins Cafe. Das Feuerzeug war noch dort und zu meiner Ueberraschung lag da auch noch Marios Fotoapparat. Als ich zurück zu den Trabis kam, schaute mich Mario mit grossen Augen an. Nach dem Cafe Bir Soltane wurden die Sandpassagen immer länger. Viel Anlauf und Vollgas reichte nicht aus, einer unserer Trabis blieb trotzdem im Sand stecken. Zu unserem Glück kam gerade ein Jeep vorbei und zog den Trabi raus. Unsere Trabi wurde immer schwächer, so hielten wir wieder an. Alle schauten wieder mal fragend in den Motor, als ob uns dieser was sagen könnte. Da fuhr wieder ein Jeep vorbei. Wie sagten aber, dass alles OK sei. Der einheimische Fahrer schaute mit einem mitleidigen Lächeln die 2 Trabis an, schenkte uns ein Brot, wünschte viel Glück und fuhr weiter. Nachdem die Trabis ein wenig abgekühlt waren, fuhren wir weiter. Die Sandpassagen wurden noch tiefer und weicher. Zum Teil schaffte es unser Trabi wirklich mit aller letzter Kraft, bis er wieder festen Boden unter den Rädern hatte. Plötzlich merkten wir, dass Rene und Mario nicht mehr hinter uns fuhren. Wir konnten aber nicht anhalten, sonst wären wir stecken geblieben. So fuhren wir weiter, bis wir wieder festen Boden hatten. Wir wollten Rene und Mario anfunken, doch sie meldeten sich nicht. Nach reichlicher Ueberlegung entschieden wir uns, nicht zurückzufahren, sonst würden wir evtl. auch noch stecken bleiben. So liefen wir zu Fuss die Strecke retour uns suchten Mario und Rene. Endlich sahen wir sie. Sie probierten gerade ihre selbstgebastelten Sandbleche aus. Ihr Trabi war völlig versandet. Da war wieder mal Stossen und Schieben angesagt. Wie bestellt fuhr ein Pick-up mit Einheimischen zu uns und zog den Trabi aus seiner misslichen Lage heraus. Köbi und ich dachten gerade an unseren langen Fussmarsch zu unserem Trabi, da boten uns die Einheimischen an, bei ihrem Pick-up hinten auf die Stossstange zu stehen und so mitzufahren. Dieses Angebot nahmen wir natürlich an. Als der Pick-up los fuhr, bereuten wir unsere Entscheidung. Dieser fuhr mit Vollgas durch die Sandpassagen durch und wir wurden hinten auf der Stossstange ziemlich durchgeschüttelt und konnten uns kaum festhalten. Ich überlegte mir noch ob ich runterspringen soll, da hätte mich aber der Trabi von Mario und Rene gleich überrollt. So klammerten wir uns mit aller Kraft an den Pick-up. Auf der Ladefläche war eine alte Frau, diese deutete mir immer, ich solle über das Metallgeländer klettern und zu ihr sitzen. Dies war für mich unvorstellbar, denn ich musste mich festhalten und konnte nicht noch rumklettern. Bei unserem Trabi angekommen, hatten Köbi und ich richtig weiche Knie, alles schwankte, als hätten wir eine Schifffahrt hinter uns. Alles gut gegangen, und weiter ging unsere Fahrt. Unser Trabi fuhr immer langsamer und hatte immer weniger Kraft. Beim anderen Trabi ging die Kupplung langsam kaputt. Irgendwie mussten wir einfach weiterkommen, denn es wurde schon langsam Abend. Wir würgten unsere Trabis weiter auf der Strecke. Vor uns lag eine starke Steigung. Diese schafften die Trabis mit Mühe, aber wir waren oben. Auf der anderen Seite wieder runter zu fahren, sah schlecht aus. Es ging den Hügel runter in tiefen Sand. Wir dachten da unten stecken beide Trabis mit der Motorhaube drin. Es gab beim Runterfahren einen mächtigen Schlag, aber wir schafften es beide. Kaum fuhren wir weiter, hatten sich Rene und Mario wieder versandet und die Motoren der Trabis machten ganz komische Geräusche. Die Sonne ging langsam unter und Mario setzte sich beim Sonnenuntergang an den Pistenrand und studierte unser Trabi-Buch. Als beide Trabis die Motorhaube offen hatten, kam ein Jeep vorbei. Die Einheimischen wollten uns rausziehen. Da es abends um 18.00 Uhr war, könnten sie jetzt essen und trinken, weil der Ramadan vorbei war. So mussten wir geduldig eine halbe Stunde warten, bis sie gegessen hatten. Endlich zog der Fahrer den Trabi aus dem Sand und steckte danach aber selber fast im Sand. Sie fuhren dann mit uns und zogen abwechselnd immer wieder einen steckengebliebenen Trabi aus dem tiefen Sand. Endlich sahen wir den Wegweiser Ksar Ghilane, nach dieser Verzweigung fing wieder Alphaltstrasse an und wir jubelten, weil wir wussten, dass wir es geschafft hatten. Der einheimische Jeepfahrer machte dann seine Motorhaube auf und wir sahen, dass der ganze Motor mir Oel verschmiert war, es tropfte sogar auf die Reifen. Er erklärte uns dann, dass es unsere Schuld sei. Dies sei passiert, weil er die Trabis abgeschleppt hatte. Schon hatten wir ein schlechtes Gewissen und dachten, dieser wolle sicher Geld von uns für einen neuen Motor. Er nahm dann aber eine Petflasche zur Hand und goss Oel in den Behälter nach. Na ja, wenn er schon das Oel in der Petflasche dabei hatte, kann der Schaden unmöglich wegen uns sein. Wir gaben ihm ein paar Dinar und fuhren dann einfach weiter. Inzwischen ist es stockdunkel geworden. Köbi wollte das Licht am Trabi einschalten, da fiel der Lichtschalter raus. Er konnte ihn aber auffangen und halbwegs während der Fahrt wieder montieren. Das Licht am Trabi war ziemlich schwach. Plötzlich standen viele Kamele vor uns. Köbi bremste, was der Trabi noch hergab an Bremsen und konnte den Kamelen ausweichen. Wir hofften einfach, dass Mario und Rene uns nicht gleich überfahren, weil unser Bremslicht nicht funktionierte. Alles gut gegangen, wir schafften es dann endlich zum Campingplatz von der kleinen Oase Ksar Ghilane. Kaum auf dem Campingplatz angekommen, wurden wir von den Leuten klatschend empfangen. Wahrscheinlich hat sich unter den Einheimischen rumgesprochen, dass 2 Trabis unterwegs nach Ksar Ghilane waren. Zuerst mussten wir natürlich ein Bad in der warmen Quelle nehmen, danach assen wir unser mitgebrachtes Fondue. Es war ein harter Tag: Für 150 Kilometer hatten wir 8 Stunden gebraucht.

 

14.10.2005

Nach so einem anstrengenden Tag war mal ausschlafen angesagt. Köbi und ich standen dann trotzdem schon früh am Morgen auf und liefen in die Dünen raus. Da kam ein Reiter als Tuareg verkleidet auf uns zu und bot Köbi einen kleinen Ritt auf seinem Pferd an. Köbi ritt dann eine Runde durch die Dünen und kam wieder zurück. Der verkleidete Tuareg wollte danach 5 Dinar für dieses Ausritt. Wir hatten kein Geld dabei und sagten ihm, er bekommen sein Geld, wenn wir wieder auf dem Campingplatz seien. Der Einheimische hatte aber keine Geduld zum Warten und wollte sein Geld gleich haben. Köbi erklärte ihm ruhig, genervt, wütend und bestimmt, dass er sein Geld schon bekomme. Der Einheimische entschuldigte sich dann bei uns und ritt davon. Später bekam er dann die 5 Dinar von uns. Der ganze Tag war ziemlich windig. Der Wind wandelte sich langsam in einen Sturm um, der Himmel war ganz gelblich vom Sandsturm. Dieser Sturm fegte richtig über die Oase hinweg. Wir sassen aber trotzdem fast den ganzen Tag in der warmen Quelle und hofften, dass der Sandsturm bald vorüber ging. Gegen Abend machten sich die Männer wieder mal ans Trabireparieren. Der Motor war völlig versandet, Kabel und Hohlräume mussten wieder gereinigt werden.

 

15.10.2005

Heute wollten wir weiterfahren, zuerst nahmen wir aber noch ein letztes Bad in der warmen Quelle. Wir mussten von Ksar Ghilane quer rüber nach Chenini, denn nochmals die Pipeline-Piste zu fahren wagten wir uns nicht, weil so viel Sand auf der Piste war. Zuerst mussten wir wieder zur Pipeline-Piste fahren und diese überqueren. Doch bis zur Kreuzung war es gar nicht so einfach. Es hat einfach viel mehr Sand gegeben als im letzten Jahr. Schon bald fingen wieder die Sandpassagen an. Unser Trabi ist ja von seiner Leistung her schon ziemlich angeschlagen. Die ersten paar Sandpassagen durchfuhren wir ohne grössere Probleme. Mit Vollgas schafften es die Trabis. Doch dann wurden diese Passagen immer länger, zum Teil hatte es richtige Dünen auf der Piste. Die armen Trabis wurden wieder voll durchgeschüttelt und schlugen immer wieder auf. Mario und Rene verloren ihren Gepäckträger schon wieder. Nun war die Dachrinne ausgerissen, wir konnten den Gepäckträger unmöglich wieder anschnallen. So mussten sie das Gepäck auch noch in den Trabi nehmen, den alten Gepäckträger schnallten wir auf unseren Gepäckträger. Die selbstgebastelten Sandbleche mussten wir zurücklassen, diese hatten nun wirklich nirgendwo mehr Platz. Die Sandpassagen wurden immer länger. Wir mussten inzwischen vor den Sandpassagen anhalten und uns einen Weg suchen, wo wir am besten durchfahren konnten. Den ausgesuchten Weg markierten wir dann mit Steinen, und los gings. Zum Teil schaufelten wir ganze Dünen flach. Köbi fuhr los, gab Vollgas und blieb kurz vor dem festen Boden im Sand stecken. Es hiess nun schaufeln und schieben. Der Sand musste immer wieder vor den Rädern weggeschaufelt werden, dann wurde der Trabi mit aller Kraft gestossen. Dieser bewegte sich so 20 cm. Dann hiess es wieder schaufeln. Es war ziemlich anstrengend, bis wir wieder festen Boden unter den Rädern hatten. Nach ca. 1 Kilometer steckten wir schon wieder fest. Für die 13 Km zur Kreuzung brauchten wir ca. 2 Stunden. Schafften es aber schliesslich ohne fremde Hilfe. Es kam diesmal ja auch nie ein Auto vorbei. Endlich hatten wir die Pipeline-Piste überquert. Köbi und ich wussten vom letzten Jahr her, dass jetzt nun noch 3 Sandpassagen kommen würden. Die ersten 2 schafften wir knapp nicht. Wir mussten aber nur ca. 1 Meter lang schaufeln und stossen. Die letzte war die Schlimmste. Wir sahen das Ende dieser Sandpassage gar nicht. Viel Anlauf und Vollgas, alles nützte nichts. Wir blieben mitten im Sand ziemlich tief stecken. Wieder mal hatte der kosmische Bestellservice funktioniert und ein Jeep mit Touristen fuhr zu uns. Die Touristengruppe musste zuerst die steckengebliebenen Trabis begutachten und fotografieren. Ein Einheimischer zog mit seinem Toyota den Trabi raus. Alle schoben mit. Als Rene die Sandpassage durchfuhr, standen die Leute bereit und sprangen hinter dem Trabi nach, so dass gleich jeder schieben konnte. Er schaffte es dann ohne Probleme. Als wir uns von der Gruppe und von den Einheimischen verabschieden wollten, schaute uns ein Einheimischer ganz komisch an. Wir fanden dann heraus, dass er vor einem Jahr an der gleichen Stelle den Ford und den Anhänger rausgezogen hatte. Es kam dann die Frage, ob wir uns nicht mal ein normales Fahrzeug zulegen wollten. Die Fahrt ging dann weiter zum Cafe Nomad, wo wir einen Halt machten. Die Piste war ziemlich löcherig und wir kamen nicht gut vorwärts. Wir entschieden uns dann, mitten in der Steppe zu übernachten. Das Zeltaufstellen war ziemlich schwierig, denn der Sandsturm begleitete uns immer noch, wenn auch in abgeschwächter Form. In der Nacht konnte niemand wirklich gut schlafen, den das Zelt musste immer wieder frisch festgemacht werden und hatte ziemlich laut geflattert.


16.10.2005

Wir fuhren weiter Richtung Chenini, es hatte immer noch sehr viele Schlaglöcher. Unser Trabi hatte wohl langsam die Nase voll vom Sand und von Schlaglöchern. Wir konnten nicht mehr als 40 km/h fahren. Der Motor hatte keine Kraft mehr und fuhr meistens nur noch auf einem Zylinder, das hat nur noch die halbe Leistung. Zwischendurch stellte er immer wieder ab. Zum Anfahren mussten wir immer wieder stossen. Schlussendlich hielten wir am Strassenrand an und Köbi und Rene bauten den Tank aus. Als wir da reinschauten, waren wir geschockt, da drinnen war mehr eine Suppe als Benzin. Wir überlegten uns, was wir mit dem Benzin machen sollten. Wir schauten uns um und sahen viel Abfall rumliegen. So entschieden wir uns, das Benzin auszuschütten. Das schlechte Gewissen war gross, aber wir hatten keine andere Wahl. Was aus dem Tank kam, war alles andere als Benzin. Es roch nicht mal nach Benzin. Das war irgendein Gemisch aus Benzin, Wasser und Sand. Wir füllten dann den Tank mit dem Notbenzin aus dem Kanister. Hurra! Der Trabi fuhr wieder. Wir fuhren dann weiter nach Tatouine. Der Trabi fuhr aber immer noch nicht einwandfrei. Wir suchten einen Campingplatz in Tatouine und fanden ein Hotel, wo wir im Garten campieren konnten. Später gingen wir in die Stadt einkaufen. Dabei sahen wir viele Autowerkstätten, und wie da gearbeitet wurde! Knapp vor uns kam ein Mann mit einem Kübel aus einer Garage gelaufen und schüttete Benzin und Oel einfach auf die Strasse. So wird also in Tunesien Benzin und Oel entsorgt. Wir schauten uns alle an und lachten, und wir hatten solch ein schlechtes Gewissen gehabt, als wir den Tank leerten. Als wir an einer Metzgerei vorbei kamen, hatten wir plötzlich alle Lust auf Fleisch. Als wir näher kamen, sahen wir den Kuhkopf draussen vor der Metzgerei. Die Lust auf Fleisch nahm ein wenig ab. Trotzdem kauften wir Fleisch in dieser Metzgerei. So ein saftiges Plätzli wäre doch wieder mal was. Da das Fleisch nicht gerade einem saftigen Plätzli glich, entschieden wir uns für Hackfleisch. Das sah man das ganze Fleisch nicht mehr. Wir genossen unser Hackfleisch beim Nachtessen, und doch hatten alle ein komisches Gefühl dabei. Alle 4 schauten ziemlich skeptisch in die Bratpfanne. Wird uns noch schlecht werden?

 

17.10.2005

Als wir am nächsten Morgen aufstanden, ging es uns allen sehr gut. So wussten wir, dass wir das Hackfleisch gut verdaut hatten. An diesem Tag wollten wir eine Ksar-Tour machen. Es waren ca. 80 km, von Ksar zu Ksar. Diese Ksars waren alte Speicherburgen aus früheren Zeiten. Bei jedem Ksar, das wir besichtigten, mussten wir den Trabi anschieben, als wir weiterfuhren. Ein Ksar war auf einem Hügel und wir konnten den Trabi nicht anstossen. Köbi liess ihn einfach ein wenig den ziemlich steilen Hügel runterrollen, bis der Motor ansprang. Ich sass daneben und hatte Panik. Mario und Rene standen oben am Hügel und schlugen die Hände über dem Kopf zusammen. Aber es war alles gut gegangen und wir fuhren weiter. Beim letzten Ksar fuhren wir mit dem Auto rein. Da war ein alter einheimischer Tunesier mit Turban, schaute den Trabi an und krümmte sich vor lachen. Der arme Trabi wurde wiedermal ausgelacht. Auf der Retourfahrt trafen wir am Strassenrand auf einen Einheimischen mit seinem Auto und geöffneter Motorhaube. Wir hielten an und fragten ihn, ob er Hilfe brauchte. Der Motor von seinem Auto sah total verölt aus. Er wollte aber nur Wasser von uns. Ich dachte mir, Wasser würde da auch nicht weiterhelfen. Wir gaben ihm eine Flasche Wasser und fuhren dann weiter. Bei der Weiterfahrt rochen wir Benzin im Trabi drinnen. Was war denn jetzt wieder los mit unserem Trabi? Köbi lag wieder man unter dem Trabi und entdeckte, dass die Dichtung von der Bezinleitung kaputt war. So fuhren wir nach Tatouine in eine Werkstatt und fragten nach einer Dichtung für den Trabi. Nirgends gab es so kleine Dichtungen wie der Trabi brauchen würde. Alle waren zu gross. Vor lauter Dichtung suchen hatten wir uns total verfahren und waren in einem arabischen Markt gelandet. Mitten im Menschengewühl stellte der Motor von unserem Trabi ab und sprang nicht mehr an. Von den Einheimschen regte sich niemand auf, dass wir mit dem Auto durch den Markt fuhren, im Gegenteil, sie halfen den Trabi stossen, bis wir aus dem Markt waren und er wieder angesprungen war. Am Abend lag Köbi wiedermal unter dem Trabi. Wir bastelten aus einem metallenen Zigarettenpäckli eine Dichtung.

 

18.10.2005

Wir fuhren los Richtung Djerba, da wollten wir noch ein paar Tage Badeferien machen. Beide Trabis fuhren nur noch ziemlich langsam. Alle 10 km mussten wir die Kerzen säubern. Die Trabis wechselten einander ab. Kaum fuhr einer, blieb der andere stehen, wir kamen überhaupt nicht vom Fleck. Köbi wurde immer schneller. Er schaffte es mit Aussteigen, Motorhaube aufmachen, Kerzen säubern und wieder Einsteigen in 1 Minute, 15 Sekunden und 15 Hundertstel. Das war ja schon richtig formel-1-mässig. Am Strassenrand entschieden wir uns, nochmals Benzin abzulassen, das schlechte Gewissen drückte uns schon weniger. Was da zum Tank raus kam, war wieder alles andere als Benzin. Es war wieder wie Wasser und roch auch nicht nach Benzin. Als wir an der nächsten Tankstelle wieder auftankten, erfuhren wir, dass das Benzin gestreckt wurde, weil die Preise so gestiegen waren. Die Trabis machten immer mehr Probleme, komischerweise lag immer ein Autowrack am Strassenrand, wenn wir Probleme hatten. Schlussendlich schafften wir es dann doch noch nach Djerba. Wir entschlossen uns ein Hotel zu nehmen. Beim ersten Hotel wo wir nach einem Zimmer fragen wollten, sprangen die Portiers schon zum Tor und schlossen es zu vor unseren Trabis. Sah ganz so aus, als wären wie da nicht willkommen mit den alten Trabis. Beim nächsten Hotel kamen wir zum Tor rein, wurden aber gleich auf den Parkplatz verwiesen. Wahrscheinlich passten die alten Trabis nicht zum prunkvollen Hoteleingang. Wir entschlossen uns dann für das billige Hotel Soial auf der anderen Strassenseite. Wir durften aber die Poolanlage im grossen Hotel benutzen. Am Abend assen wir zum ersten Mal in einem touristischen italienischen Restaurant, so richtig zivilisiert. Zum ersten Mal war allen so richtig übel. Die Wildnis bekommt uns besser. Nach dem Essen machte uns ein Tunesier ein Angebot: 20 Quads gegen die Trabis. Aus Spass machte ich den Deal per Handschlag. Der Tunesier durfte sich dafür in den Trabi setzen, ich schnappte mir einen Quad und fuhr eine Runde. Dabei fiel mir der Helm, der auf dem Rücksitz lag, runter. Ich stellte dann den Quad und den kaputten Helm wieder hin. Wir verschwanden so schnell wie unser Trabi fuhr.

 

19.10.2005

An diesem Tag genossen wir das Strandleben, also einen richtigen Hängetag. Als wir am Strand ein Bier trinken wollten, merkten wir, dass wir an einer „Allinklusive-Bar“ standen. Der Kellner erklärte Köbi ziemlich genervt, dass am Abend eine Information sei, wie das alles vor sich geht in einem Club-Hotel. Er müsse immer die Karte bei sich haben. Wir sahen uns an und lachten, was für eine Karte? Wir waren ja gar nicht in diesem Hotel. Auf jeden Fall hatte wir den ganzen Nachmittag Freibier und genossen unseren wohlverdienten Hängetag.

 

20.10.2005

Früh morgens machten wir uns auf Brotsuche. Mario und Köbi fuhren mit dem Trabi los. Es war gar nicht so einfach in einem „Touristen-Kaff“ Brot zu bekommen. Die Einkaufsläden hatten noch geschlossen. So fuhren sie zu einem grossen Hotel, Mario stieg aus und fragte nach Brot. Ihm wurde dann von einem Kellner erklärt, wo der Speisesall war. Er bedankte sich, ging rein, schnappte sich ein paar Brote vom riesigen Frühstücksbuffet und kam wieder raus. An diesem Tag mussten die Trabis sehr viel leisten, wir fuhren von Djerba bis nach Hammamet. Wir fuhren in Djerba los zur kleinen Fähre. Da hatten nur ein paar Autos Platz darauf. Ich schaute mal ins Führerhäuschen. Ich staunte nicht schlecht, als ich da ein Tunesier auf dem Armaturenbrett schlafen sah. Irgendwann fuhr die Fähre los und der Tunesier schlief immer noch im Führerhäuschen. Für uns war es ein Rätsel wie die Fähre überhaupt fuhr. Afrika: Es funktioniert einfach, das ist die Hauptsache. Auf der anderen Seite konnten wir dann die Fähre verlassen. Nur unser Trabi sprang wieder mal nicht an, und wir mussten ihn aus der Fähre stossen. Die wartenden Einheimschen lachten sich krumm. Auf der Weiterfahrt hatten wir mit dem neuen Bezin weniger Probleme und mussten nur wenig die Kerzen putzen bis Hammamet.

 

21.10.2005

Die Fahrt ging von Hammamet zur Fähre in Tunis. Nur noch 90 km. Die Trabi schafften es locker ohne Probleme. Ist ja wirklich erstaunlich diese Trabis, obwohl sie im Süden unten fast in den Streik traten. Als wir am Hafen in Tunis ankamen wurden wir klatschend erwartet von den Wüstenabenteurer, die wir unterwegs getroffen haben. Viele von ihnen haben wohl nicht daran geglaubt, dass wir es schaffen würden. Auf der Fähre war wieder Erholung angesagt. Wir mussten sogar noch ein Interview geben. Ein holländischer Journalist, der mit dem Motorrad unterwegs war, interessierte sich für unser Abenteuer.

 

22.10.2005

Wie geplant kamen wir in Genua an. Unsere letzte Fahrt ging jetzt wieder nach Hause. Die Fahrt zum Gotthard-Tunnel war sehr langsam. Die Trabis waren sich wohl nicht mehr gewohnt, so steile Strassen zu fahren, wir schafften es gerade mal mit 30 km/h. In Luzern im Sonnenbergtunnel wollten wir im Radarautomat eine Busse einholen, natürlich mit Foto. Leider haben wir es nicht geschafft. Trotz Würgen und Drücken schaffte der Trabi eine 80 km/h, es war eine leichte Steigung im Tunnel. Mitten in der Nacht kamen wir dann endlich nach Hause, mit ganz vielen schönen Erinnerungen an unser Trabiabenteuer.